L’Essentiel – Das Wesentliche
Auszug: Werke aus dem Booklet »Das Wesent-liche«
Inspirationsquelle: Tanzimprovisationen zur Musik »Die vier Elemente« von Leonard Vlavianos.
Margot Reding-Schroeder ist eine geschulte Übersetzerin des Gesehenen und ihrer Vision von dem Gesehenen. Sie präsentiert uns kein unverständliches, sinnloses Geschwätz. Ihre Zeichnungen sprechen eine deutliche Sprache, auch wenn sie sich vom Figurativen entfernt: zuweilen ist es eine fast lyrische Sprache, wo mit wenigen Worten alles ausgesagt wird, sprich wo das Wesentliche in wenigen Strichen verdichtet ist wie bei japanischen Schriftzeichen (die Kalligrafie faszinierte sie übrigens schon seit ihrer Kindheit). Andere Male ist sie wieder ausführlicher und prosaischer. Immer jedoch ist es eine leidenschaftliche Sprache, gleich ob sie mit behutsamen Strichen zarte Empfindungen ausdrückt oder mit kraftvollen Linien heftige Bewegungen wiedergibt. Und stets geschieht dies in der Reduktion auf das Wesentliche, das sich in einem Zeichen, einer Geste, einer Bewegung widerspiegelt. Einer Bewegung des Körpers, aber auch der Seele. Das Modell tanzt, die Seele tanzt und der Pinsel tanzt mit. Und so setzen sich die Schwingungen in ihren Bildern fort.
Es ist ihr gelungen, die Bewegung, ja die Energie selbst, in ihrem Strich einzufangen, was ihre Zeichnungen so lebendig machen. »Il moto è causa d’ogni vita« (»Die Bewegung ist der Ursprung allen Lebens«) hat Leonardo einst notiert, und wem es zu seiner Zeit gelang, Bewegung darzustellen und damit seinem Bild Leben und Seele einzuhauchen, der galt als Zauberer und König unter den Künstlern.
Margot Reding-Schroeder hat auf der Suche nach dem Wesentlichen diesen Königsweg gewählt. Die Darstellung des Menschen, als Spiegel unserer selbst, wird wohl immer seine Anziehungskraft behalten und ist schon in Ruhestellung eine der anspruchvollsten Disziplinen. Die Darstellung des Menschen darüberhinaus noch in Bewegung, ist meines Erachtens die größte Herausforderung. Die Künstlerin hat dieser Herausforderung überzeugend standgehalten.
[Auszug aus der Eröffnungsrede zur Ausstellung »Das Wesent-liche«, Deutsche Richterakademie, August – Oktober 2004 – Petra Bauer, Kunsthistorikerin, Trier.]